Historie

Wie alles begann… (erzählt von Paul Odenkirchen, Gründer des Funkencorps Rot-Weiß-Heimersheim im Jahr 1954)

In einer Zeit, in der die Mädchen nicht ohne Begleitung abends das Haus verlassen durften und die Jungs es schwer hatten, sich in der Öffentlichkeit mit einem Mädchen zu treffen, war die Gründung eines gemischten Tanzcorps ein bahnbrechendes Ereignis. Oft musste ich den besorgten Eltern der Mädchen erst versprechen, gut auf die zu achten und sie pünktlich nach Hause zu bringen, bevor sie ihr Einverständnis gaben. So gehörte es zum festen Ritual, dass ich nach den Auftritten die Mädchen persönlich nach Hause brachte.“
Es war eben eine ganz andere Zeit, mit heute gar nicht zu vergleichen.
Aber lass uns von ganz vorne beginnen. Alles wurde ins Rollen gebracht mit der Frage:
Katrinchen, meinste Du könns och esu danze?“
Leo Schaefer und ich waren gemeinsam mit Katharina Schlagwein und Willi Kessel nach Köln gefahren, um sich anzuschauen, wie man dort so Karneval feiert. Wir waren begeistert von den „Roten Funken“ und wollten etwas Ähnliches auch für unsere kleines Örtchen Heimersheim, das noch verschlafen und nichtsahnend einem Leben ohne Karneval frönte.
Gesagt, getan. Mit Hilfe der Tanzlehrerin Frau Rhode aus Bad Neuenahr war das Einstudieren eines Tanzes kein Problem, aber „Wo kreijen mir dann die Uniforme her?“
Das war ein ziemliches Problem, war in den frühen Nachkriegsjahren das Geld doch ziemlich knapp.
Wat ei Zofall, do hät doch tatsächlich in Neuenahr beim Schneidermeister Beissel einer jede Menge Uniforme in Auftrag jejewwe, un hät jetz kei Jeld, se zu bezahle. Do mösse me ens hin jonn.“
Tatsächlich waren die Uniformen genau das, was wir suchten und der Schneidermeister war gerne bereit uns dies günstig zu leihen.
Nun stand nichts mehr im Wege (1951) und das erste Tanzpaar Katharina Schlagwein und Willi Kessel stand stolz und staats auf der Bühne.
Der Grundstein für die Entstehung des späteren Funkencorps war gelegt.
Im nächsten Jahr (1952) gesellten sich noch 6 Funken des Heimersheimer Spielmannszuges, bei dem Willi Kessel Stabführer war dazu (Heinrich Schlagwein, Rudi Becker, Heinz Ockenfels, Josef Schumacher, Paul Michels, Fritz Wimmer). Zusätzlich kam noch als Koch Hans Broicher dazu und die damalige „Prinzengarde“ war komplett.
1954 war es dann soweit, Hauptmann Paul Odenkirchen rekrutierte 6 Mädchen hinzu und hatte seine „Reihe“ komplett. (Marianne Kolle, Marianne Wüst, Elli Rick, Annemie Möhren, Christel Fuhrmann, Marianne Beißel)
Tanzpaar: Katharina Schlagwein, Josef Fuhrmann
Kommandant: Funkenhauptmann Paul Odenkirchen

Das Funkencorps Rot –Weiß- Heimersheim“ war geboren!!!!!

  • Im Laufe der Zeit wurden dann eigene Uniformen angeschafft, es gab einen eigenen Orden und das Repertoire wurde auf 3 Tänze pro Session erweitert. Das schmucke Corps wurde über die Ortsgrenzen hinaus bekannt. Der absolute Durchbruch gelang jedoch 1959 mit dem Reitermarsch. In München angefertigte Papp- Pferde schafften die Illusion, das komplette Funkencorps sitze auf Pferden. Das Publikum war begeistert und die Presse brachte dies groß heraus. So war es nicht verwunderlich, dass man auch in Köln auf das Funkencorps Rot -Weiss Heimersheim aufmerksam wurde. Das Reitercorps wurde in die Hochburg Köln engagiert. Es folgten Auftritte beim Gesangverein Porz, Börsensaal, Flora und den Satorisaal.
  • Das wohl älteste Relikt der Funken ist der Kochlöffel. Er stammt noch vom ersten Koch „Hans Broicher“, der bereits 1952 mit diesem, noch heute in unserer Tanzenden Truppe existierenden Löffel tanzte.
  • Die Fahne ist von 1954 und ein gut behütetes Altertümchen. Der Zahn der Zeit hat schon sehr an ihr genagt und die vielen Auftritte, die sie mitgemacht hat, haben ihre Spuren hinterlassen. Die Funken holen diese nur noch zu besonderen Anlässen aus dem Schrank.
  • Unsere erste Standarte von 1979 wurde vom Gründer Paul Odenkirchen und Theo Peheye zum 25- jährigen Jubiläum gestiftet.
  • Über die Jahre hin entwickelten sich die Funken zu einer immer größer werdenden Gemeinschaft. Immer mehr Freunde und Ehemalige Funken wollten dem Corps beitreten. Aus diesem Grund gründete man 1991 ein „Offiziers und Begleitcorps“
  • 1994 Gründung des Spielmannszuges, aus diesem Grunde schenkte uns unser Freund und Gönner Dieter Schaefer den Tambourstab.
  • Den Schellenbaum erhielten die Funken im Jahr 2000 als Geschenk von der Familie Schaefer, anlässlich des 50. Jubiläum der KG Närrische Landskroner
  • Die heutige Standarte (2004) schenkte sich das Funkencorps zum 50. Jubiläum selber.

In den folgenden Jahren wurden viele Ideen umgesetzt, doch Formen und Farben der Uniformen, die Kommandos und die Formationen sind bis heute im weitesten Sinne erhalten geblieben.

Den Funken war und ist es auch heute noch wichtig, dass sich jedes Mitglied seines Dienstgrades aufgrund der Zugehörigkeit in Jahren verdient. Die Zeit zeigt, dass mache Funken viele, viele Jahre dem Corps die Treue gehalten haben. Um sich die Jahre der Mitgliedschaft darzustellen und sich auch für diese Treue zu bedanken, führte man eine Beförderungsrichtlinie ein, die bis heute auch Bestand hat.

Einmal im Jahr wird auch heute noch befördert, gestaffelt nach folgenden Dienstgraden:

1-2 Jahre Gardist weiß Schulterstücke

3 Jahre Leutnantsanwärter goldene Schulterstücke

5 Jahre Leutnant goldene geflochtene Schulterstücke, kurze Schnur

10 Jahre Oberleutnant goldene geflochtene Schulterstücke, große Schnur, 2 Pickel, berechtigt einen Säbel zu tragen

15 Jahre Hauptmann goldene geflochtene Schulterstücke, große doppelte Schnur, 3 Pickel, berechtigt einen Säbel und eine Hauptmannsuniform zu tragen

20 Jahre Oberst goldene geflochtene Schulterstücke, große doppelte Schnur, 3 Pickel mit Eichenlaub, berechtigt einen Säbel, eine Hauptmannsuniform und ein Portepee zu tragen

Seit 2017 habe sich die „altgedienten“ überlegt, dass sie keine Uniform mehr tragen möchten und auch nicht mehr aktiv mit die Auftritte begleiten. Trotzdem möchten sie dem Funkencorps gerne treu bleiben und dies auch nach außen zeigen. So entschied man sich einen neuen Knubbel zu bilden, das „Veteranencorps“. Es besteht aus allen, die mindestens im Rang eines Oberst aktiv waren und nun das Funkencorps nur noch unterstützen möchten. Das Veteranencorps trägt keine Uniform, Dienstgradabzeichen und es erfolgen keine Beförderungen. Auf freiwilliger Basis und eigene Kosten kann eine einheitliche schwarze Jacke gekauft werden.